Bezahlen mit Karte

Digitale Trinkgeldtasten – Expertentipps

Stimmt so – Trinkgeld gehört in Deutschland zum guten Ton. Doch wie reagieren Gäste, wenn sie beim Bezahlen ein Kartenlesegerät mit Trinkgeld-Vorschlägen vorgelegt bekommen? Und ist es aus Unternehmersicht sinnvoll, diese digitalen Voreinstellungen zu nutzen?

Laut einer Studie der Marketingforscher Nathan Warren und Sara Hanson fühlen sich Gäste unter Druck gesetzt, wenn sie aus drei Vorgaben – meist sind auf den Geräten 5, 10 und 15 Prozent eingestellt – wählen müssen. Das Gefühl der Freiwilligkeit und Großzügigkeit weiche schnell Frust über zu viel soziale Kontrolle.

Wie sind die Erfahrungen in der Branche? Sind die Gäste verärgert oder geben sie vielleicht sogar mehr Trinkgeld, wenn sie einen Vorschlag bekommen? Ist es aus Unternehmer:innen-Sicht sinnvoll, die digitalen Voreinstellungen zu nutzen, und wenn ja, wie? Wir haben nachgefragt bei Fabian Geister, Geschäftsführer beim DEHOGA-Premiumpartner Gewinnblick Württemberg.

Erleichterung für die Buchhaltung
Immer mehr Betriebe nutzen die Trinkgeldvoreinstellungen, weiß Fabian Geister, egal ob mit Service am Tisch oder Selbstbedienung an der Theke. Der technische Fortschritt macht’s möglich: Kassen- und Bezahlsysteme wachsen immer mehr zusammen. Das mobile Bezahlgerät ist mit der Kasse verbunden und das Trinkgeld wird so automatisch als extra Posten umsatzsteuerfrei verbucht. Die neuen Systeme, die Bonier- und Kassiergerät in einem sind, erleichtern so die Buchhaltung, das Trinkgeld muss nicht mehr nachträglich von Hand ins Kassensystem extra eingetippt werden. Bei älteren Systemen muss man eventuell die Hardware tauschen oder die Software updaten.

Kommunikation mit dem Gast spielt wichtige Rolle
Damit die Trinkgeldvorschläge nicht aufdringlich wirken, ist es wichtig, dass die Mitarbeiter:innen geschult werden – nicht nur was die technische Nutzung der Geräte angeht, sondern auch in der Kommunikation mit dem Gast. So können die Geräte optimal in die Bezahlprozesse im jeweiligen Betrieb eingebunden werden – in einer Bar wird dies anders ablaufen als in einem Restaurant. Fabian Geister empfiehlt beispielsweise, je nach Situation zu entscheiden, ob man die Trinkgeldfunktion dem Gast zeigt. Wenn der Gast dem Service vorneweg das Trinkgeld sagt (Beispiel: es macht 55 Euro und der Gast sagt 60 Euro) dann gibt der/die Servicemitarbeiter:in vorneweg das Trinkgeld ein und es kommt keine Prozentabfrage zusätzlich. Sagt der Gast nichts oder ist vielleicht am Tisch im Gespräch vertieft, kommt die Trinkgeldabfrage auf dem Gerät ins Spiel.

Entscheidung bleibt beim Gast
In Deutschland liegt das Trinkgeld im Durchschnitt zwischen 5 und 10 Prozent. Jede:r Gastronom:in kann selbst entscheiden, welche Prozentsätze auf dem Kartenlesegerät eingestellt werden. Am häufigsten drückt der Gast den mittleren Wert. Wenn der im oder vielleicht sogar etwas über dem Durchschnitt liegt, bekommt der Service angemesseneres Trinkgeld. Übrigens gibt es auch die Optionen „kein Trinkgeld“ oder „anderer Betrag“, so dass der Gast nach wie vor selbst entscheiden kann. 
 

Wie halten es die Kolleg:innen mit der digitalen Trinkgeldtaste? Lesen Sie die Umfrage in der Märzausgabe des DEHOGA Magazins - exklusiv für Mitglieder!